Bedeutung von Pflegeeltern

Weshalb Pflegeeltern so wichtig sind

Spätestens dann, wenn durch die Presse die Notlage eines Kindes bekannt wird und von einer Unterbringung in einer Pflegefamilie die Rede ist, stellen sich viele die Fragen: Was ist ein Pflegekind? Was führt dazu, dass ein Kind zum „Pflegekind“ wird? Was bedeutet es, ein Pflegekind aufzunehmen und eine Pflegefamilie zu werden?

happy boy hugging parents

Nicht immer können Eltern ihren Kindern das geben, was Grundlage einer stabilen Entwicklung ist: Liebe, Fürsorge, Respekt und eine Grenzen setzende Erziehung. Meistens führen vielfältige Belastungen und Gefährdungsmomente in der Herkunftsfamilie dazu, dass Kinder und Jugendliche in eine Pflegefamilie vermittelt werden. Häufige Gründe dafür sind: psychische oder chronische Erkrankungen der Eltern, Alkohol- und Drogenproblematik, Erziehungsunfähigkeit, Vernachlässigung, Misshandlung und sexueller Missbrauch. Manchmal sind Eltern auch nur vorübergehend in einer krisenhaften Situation.

In allen Fällen handelt es sich um belastete Kinder, die vorübergehend oder auf Dauer eine Aufnahme in eine Pflegefamilie benötigen. Gerade diese Kinder bringen alle ihre Probleme und Vorerfahrungen in die neue Familie mit ein. Es sind beispielsweise Kinder mit gestörtem Sozialverhalten, Entwicklungsverzögerungen und mangelndem Urvertrauen. Sie sind besonders anhänglich oder aggressiv, schotten sich ab oder sind laut und auffällig. Manche Kinder sind hoch sensibel, andere haben sich schon einen „Schutzmantel“ umgelegt.

Die Aufnahme eines Pflegekindes bringt immer eine Veränderung für die gesamte Familie mit sich. Wer ein solches Kind bei sich aufnehmen möchte, muss nicht nur viel Geduld aufbringen und belastbar sein, sondern auch bereit sein, Hilfe und Unterstützung durch Fachkräfte annehmen und selbst die kleinsten Schritte als „Fortschritte“ sehen zu können.

Weshalb aus Kindern Pflegekinder werden

Gründe dafür, weshalb aus Kindern Pflegekinder werden, gibt es viele: In einigen wenigen Fällen verliert ein Kind seine leiblichen Eltern durch Tod, in anderen Fällen können die Herkunftseltern ihren Kindern aufgrund ihrer eigenen Sozialisation kein stabiles Bindungsangebot machen. Einige Eltern sind aufgrund einer eigenen Erkrankung – zum Beispiel im Bereich der Psyche, Sucht oder chronisch – nicht in der Lage, ihre Kinder angemessen zu versorgen. Es gibt auch Situationen, in denen Eltern aufgrund von Überforderung das Wohl ihrer Kinder erheblich gefährden. Oder Eltern können einem erhöhten Förderbedarf ihrer Kinder nicht gerecht werden.

Sad or depressed boy sitting in playground swing

Beispiele Spandauer Pflegekinder*

Lisa*

Lisa lebte die ersten zwei Jahre bei ihren noch sehr jungen Eltern. Die Mutter litt schon bei der Geburt von Lisa unter schweren Depressionen, der junge Vater konnte kaum Verantwortung in der Familie übernehmen. Die junge Familie wurde vom Jugendamt begleitet und bekam eine Familienhelferin an die Seite gestellt. Es zeigte sich jedoch sehr bald, dass die Eltern Hilfe und Beratung nur sehr begrenzt annehmen konnten. Lisa musste wegen Kindeswohl gefährdender Vernachlässigung in Obhut genommen werden und lebt seit kurzem in einer Pflegefamilie.

Marleen*

Marleen wurde in eine Herkunftsfamilie mit seit Jahren drogen- und alkoholabhängigen Eltern geboren. Durch die Sucht waren die Eltern nicht imstande, kontinuierlich die Bedürfnisse des Kleinkindes wahrzunehmen und zu erfüllen. Marleen wurde alleine gelassen, es war häufig kein Essen da und die Wohnung befand sich in einem stark verschmutzen Zustand. Im Alter von anderthalb Jahren fand Marleen ein neues Zuhause bei einer Pflegmutter und hat regelmäßige Kontakte zu ihren leiblichen Eltern.

Dustin*

Dustin lebte bis zum Alter von fünf Jahren mit seiner Mutter und seinem Großvater in einer 1-Zimmer-Wohnung zusammen. Zu seinem leiblichen Vater gab es keinen Kontakt und der Großvater war ein Pflegefall. Dustins Mutter war mit der Situation total überfordert, hinzu kamen finanzielle Probleme, z.B. war die Wohnung ohne Strom, da die Rechnungen nicht mehr bezahlt werden konnten. Als der Großvater im Sterben lag, wurde Dustin vorübergehend in einer Kriseneinrichtung untergebracht, da die Mutter sich kaum mehr um ihn kümmern konnte. Dort wurden große Entwicklungsdefizite offenbar. Als der Großvater während dieser Zeit verstarb, stellte seine Mutter die Besuchskontakte zu Dustin ein und war auch für das Jugendamt nicht mehr erreichbar. Für Dustin wurde eine Pflegefamilie gefunden, in der er heute gemeinsam mit anderen Pflegekindern aufwachsen kann.

*alle Namen der Kinder wurden aus Gründen des Datenschutzes geändert

Weshalb es für Kinder wichtig ist, Pflegeeltern zu haben

Für ein Kind ist es schon traurig genug, wenn es nicht bei seinen Eltern aufwachsen kann. Kinder brauchen einen stabilen familiären Rahmen, damit sie sich gut entwickeln und zu tragenden Mitgliedern unserer Gesellschaft werden können. Pflegefamilien können diesen Rahmen bieten, indem ein Kind ein neues Zuhause findet, in dem es sicher aufwachsen kann.

Spandau verzeichnet gerade in den letzten Jahren einen zunehmenden Bedarf an Pflegefamilien.